MATSUNOKI KARATE

Interview von Vitali Volkov mit Stefan Boigk vom 17.12.2013 

Artikel aus dem KÖlNER STADT Anzeiger vom 14.1.2015 ( Pdf-Version)

Video von der veranstaltung Dojos United in der Karate Gemeinschaft Bergisch Gladbach vom 2.7.2016

Artikel über das Ü60-Training in der Martin-Luther-Kirche  vom 6. 2.2018



Vitali Volkov       Stefan Boigk        Dirk Degenhardt

Volkov: 1 Dan Contakt Karate / 2 Dan Aiki Jutsu / 1 Dan Karate Kunst
Boigk: 1 Dan Karate Kunst / Reiki Meister-Lehrer
Degenhardt: 1 Dan Aiki Jutsu / 1 Dan Karate Kunst / Reiki Meister

Interview: von Vitali Volkov (Kampfkunstmeister, Schriftsteller und Journalist) mit Stefan Boigk vom 17.12.2013.

Ich habe Stefan Boigk bei einem internen Kumiteturnier in der Karate Kunst Schule Köln getroffen. Dort fungierte er als Kampfrichter und Organisator. Ich selbst war ebenfalls als Kampfrichter tätig. Im Laufe der Veranstaltung kamen wir ins Gespräch. Ich erfuhr, dass er im Jahr 2014 eine Karateschule eröffnet. Von Hause aus interessiert, fielen mir spontan einige Fragen ein. Da ich mein Diktiergerät dabei hatte, machte ich dieses Interview mit ihm.

1: Was bedeutet es für Dich Karate-Trainer zu sein?

Man sagt „Lernen durch Lehren“ und Karate mit bestem Wissen und Gewissen weiterzugeben. Man muss sich mit Karate intensiver auseinandersetzen wenn man unterrichtet. Das bringt viel Verantwortung mit sich und ist Teil meines Weges als Karateka. Es bereitet mir große Freude, wenn man Erfolg bei den Schülern sieht.

Sie sind Spiegel des Lehrers. Ich lerne also ebenso durch sie wie sie durch mich. Das Lernen hört nie auf. Das klingt abgedroschen… wer aber selber Training gibt oder lehrt, weiß, dass diese Aussage es auf den Punkt bringt. Denn es geht um den Weg, den ein Schüler beschreitet und meine Rolle als ihr Begleiter. Auf lange Sicht ist das Üben von Karate eine Hilfe fürs Leben.

2: Hattest Du schon immer den Traum Karatetrainer zu werden ?

Nein, der wurde erst spät geweckt. Nach vielen Jahren der Erfahrung als Trainer habe ich bemerkt wie die kontinuierliche Arbeit Früchte trägt. Sowohl bei mir als auch bei den Schülern.

3: Welche Typen von Schülern möchtest Du haben ?

Ich kann mir meine Schüler nicht aussuchen. D. h. als Trainer muss man sich den unterschiedlichsten Aufgaben stellen. Hoffe aber auf Kinder und Jugendliche, da sie meistens offener sind für Neues und Karate gibt ihnen ein hilfreiches Werkzeug mit auf den Weg. Ich wünsche mir Menschen, die an sich arbeiten wollen, die sich persönliche Ziele gesteckt haben und ihre Grenzen austesten und erweitern wollen.

4: Mit Was befasst sich Deine Schule, was nicht in Regelschulen gelernt wird ?

Selbstdisziplin durch ständiges Üben der Form. Sich selbst immer wieder vor neue Aufgaben und Herausforderungen stellen, dabei eine eigene Struktur, einen eigenen Rhythmus entwickeln um somit sich selbst besser kennen zu lernen. Was tut man, wenn man nicht von „außen“ reglementiert ist, sich selbst die Aufgaben stellt, die Deadline setzt. Hat man sich da auch noch im Griff? Hält man Wort? Im Karate kann man sich nicht selbst belügen sondern ist mit sich selbst konfrontiert. Es geht also nicht nur darum gute Karateka aus zu bilden sondern um persönliche Selbstentfaltung.

5: Wie ist Deine Biographie im Kampfsport ?

Als Kind habe ich ein paar Jahre Judo gemacht. Mit 13 Jahren hat mich dann ein Schulkamerad mit ins Bushido genommen. Das war damals auf der Ehrenstr. Dort habe ich ca anderthalb Jahre trainiert bis ich dann auf eine Karategruppe im Jugendzentrum Zollstock aufmerksam wurde. Diese Gruppe war ein Ableger der Zen Karateschule Leverkusen von Sensei Niessen. Ich wechselte dort hin und hatte unter den verschiedensten Trainern Unterricht. Einer davon war Harald Wego. Er gründete in den 80er Jahren die Karategemeinschaft Bergisch Gladbach. Ich folgte ihm und trainierte dort für einige Jahre. 2006 nahm ich das Training in der Karate Kunst Schule Köln von Dirk Degenhardt auf, den ich schon seit den Tagen im Jugendzentrum kenne. Ich wurde sein Schüler und später Trainer in seiner Schule. 2014 beschloss ich dann meine jahrelangen Erfahrungen in meiner eigenen Karateschule um zu setzen.

6: Was bedeutet es, und warum hast Du die Schule so genannt ?

Matsunoki bedeutet der Kieferbaum. Das ist der Name eines japanischen Gedichts, welches lautet:

“Schnee und Sturm ausgehalten.

Erst dann scheint der Wert der Kiefer höher zu sein.“

Die Schule ist nach dem Gedicht benannt, weil ich es schon immer mit mir und allen Karateübenden in Verbindung bringe. Im Karate, wie auch im Leben geht es darum Schwierigkeiten und Zweifel zu überwinden und den wahren Wert zu erkennen, der meiner Meinung nach schon immer da war aber eben verschleiert. Wir lernen ihn zu erkennen indem wir Hürden überwinden und an Grenzen geführt werden. Daraus geht man gestärkt hervor. Sowohl mental als auch körperlich.

Das Gedicht ist mir vor Jahren im Laufe meiner Reikiausbildung unter Dirk Teike das erste Mal begegnet und es gefiel mir direkt.

7: Gibt es eine Person in den Kampfkünsten, der Du folgen möchtest oder ist das Folgen der Tod in den Kampfkünsten ?

Ja und Nein. Es gibt so viele gute Kampfkünstler in vielen unterschiedlichen Kampfkünsten und ich glaube es ist wichtig sich möglichst breitbandig zu informieren, auszutauschen und auszuprobieren. Neugierig zu bleiben. Was passt zu mir? Das bedeutet aber auch erst mal eine Form zu lernen, sich auseinandersetzen und sich von dieser Basis aus weiter zu entwickeln. Präsent sind immer die Lehrer von denen man gerade lernt. In meinem Fall also Dirk Degenhardt. Folgen ist also wichtig für einen gewissen Zeitraum. Das können auch Jahre sein.

Wenn man für immer folgt leidet allerdings die Persönlichkeit. Charakterentwicklung ist wichtig. Selbstentfaltung. Ich finde Inspiration hier das passendere Wort. Inspiration kann von so vielen Seiten kommen und es ist mir wichtig als Karateka einen offenen Geist zu bewahren.

8: Wie sieht die Szene in Köln aus?

Die Szene und die Menschen in Köln sind so unterschiedlich wie die verschiedenen Arten und Stile auch. Es kommt auch immer darauf an, was einen zu der einen oder anderen Kampfsportart treibt. Die einen suchen Fitness, die anderen Selbstverteidigung, wieder andere suchen im Üben der Stile sich selbst oder sie suchen alles zu gleich. In Köln wohnen 1 Millionen Menschen, davon bewegt jeden etwas anderes. Im Moment ist es allerdings sehr populär auf Effektivität zu trainieren. Dagegen spricht auch nichts. Ich glaube, dass sich die klassischen Kampfsportarten und Schulen die MMA , Krav Maga oder ähnliches unterrichten die Waage halten und somit für jeden etwas dabei ist. Ich würde mir allerdings wünschen, dass in den Kampfkünsten nicht nur auf Körperlichkeit sondern auch auf die geistige Komponente Wert gelegt wird. Diesen Raum zur sowohl körperlich als auch geistigen Entwicklung möchte ich gerne zur Verfügung stellen.

9: Was bekommt der erste Schüler?

Meine volle Aufmerksamkeit

Vielen Dank für das Interview an Vitali


Video: Dojos United in der Karate Gemeinschaft Bergisch Gladbach, 2.7.2016